Ich darf mal das neue Pizzablech testen oder aber: Ich bin den Iveco S-Way NP gefahren.

Letzte Woche Freitag meinte mein Chef zu mir, dass ich den Iveco S-Way mit Gasanlage mal zur Probe fahren soll. Also habe ich den LKW am Mittwoch Mittag von einem Kollegen übernommen und bin ihn mal gefahren.
Eine Abneigung wie viele andere hatte ich gegen Iveco noch nie, war aber auch nie der Fan davon.
Also, warum nicht mal testen.

Und so kam es, dass ich den Truck 2,5 Tage und rund 1100 Kilometer gefahren bin. Und weil es so schon passt, habe ich da mal alles, was ich so an Pro und Contra für mich finden konnte, aufgeschrieben und an meinen Chef geschickt.
Da dieser „Testbericht“ aber bestimmt auch für Andere interessant ist, dachte ich mir, ich ändere ihn etwas um und belebe damit mal meinen Blog wieder etwas.

Hier ist also mein Bericht zu dem Iveco:

So, nach 2,5 Tagen und rund 1100 Kilometern hier mal meine Zusammenfassung was ich von dem Iveco halte.


Eigentlich fahre ich nicht gerne mit anderen Autos und will immer so schnell wie möglich „meinen“ LKW wieder haben. Bei dem Iveco war es das erste Mal in den ganzen Jahren, wo ich LKW fahre was anderes, hier war ich heute Nachmittag (Freitag) echt traurig, dass ich den wieder abgeben musste. Das Auto macht einfach Spaß.
Ich habe ja bisher in den rund 15 Jahren, wo ich jetzt LKW fahre, schon verschiedene Marken fahren dürfen. Da wäre mal Mercedes gewesen, ebenso wie mal für ein paar Tage Volvo und auch Scania, dann über mehrere Jahre MAN und DAF. Gerade mit dem MAN und DAF war ich auch äußerst zufrieden, aber dass mich ein Fahrzeug von Anfang an so gefesselt hat wie der Iveco hatte ich bisher noch nicht.

Bevor ich jetzt aber mal meine Pro und Contra zum Iveco abgebe, möchte ich erst mal erwähnen, dass der Chef der örtlichen Iveco-Werkstatt bei mir letzten Samstag schon direkt gepunktet hat, indem er mir direkt das „Du“ anbot. Ist in der Branche zwar nicht ganz unüblich, aber trotzdem eine nette Geste und gibt bei mir direkt Sympathiepunkte. Und auch das er mir ausführlich Fragen beantwortet hat, finde ich als positiv anzumerken.

So, dann lege ich jetzt mal mit meiner Auflistung los (alle Vergleiche beziehe ich natürlich auf meinen aktuellen LKW / Die Liste könnte irgendwie leicht chaotisch sein, bitte dafür um Entschuldigung 😉):

PRO:

Einstieg:
Der Einstieg liegt niedriger als beim DAF, was anfangs zwar ungewohnt ist, was ich aber gerade beim (häufigeren) Umsatteln nicht als schlecht empfinde.

Erreichbarkeit Armaturenbrett (Ergonomie):
Das Armaturenbrett ist rechts weiter in Richtung Fahrer gezogen, sodass die dortigen Bedienelemente einfacher als im DAF zu erreichen sind.

Sitz:
Der Fahrersitz bietet im Gegensatz zu dem Sitz in meinem DAF auch eine Kühlfunktion, welche gerade bei den aktuellen Temperaturen ganz toll ist. Des Weiteren hat er auch einen kleinen Federweg in Längsrichtung, welcher mich zwar am Mittwoch bei den ersten Bremsungen etwas erschreckt hat, aber hinterher empfand ich es sehr angenehm und nicht mehr störend.
Ebenfalls unter diesem Punkt möchte ich auch den drehbaren Beifahrersitz erwähnen, wo die Drehfunktion in Richtung Fahrzeugmitte nicht schlecht ist, um in der Pause auch mal die Beine ausstrecken zu können.

Bett:
Bleibe ich direkt mal in der Pause und begebe mich mal in Richtung Bett. Da habe ich dann gestern vom Chef der Werkstatt erfahren, dass man das Kopfende auf der Beifahrerseite auch aufstellen kann, um etwas gemütlicher auch mal ein Buch zu lesen oder wenn ein Fernseher verbaut ist, dort besser schauen zu können. Fernseher habe ich zwar im DAF keinen drin, könnte mir aber vorstellen, einen evtl. mal in einen neuen LKW einzubauen. Lesen und Filme auf dem Tablet schauen tue ich aber gerne und da stört mich dieses flache liegen im DAF schon etwas.
Unter den Punkt Bett fällt dann auch die Bedienkonsole für die Standheizung, Standklima, Fensterheber, Dachluke, Licht, Radio und Türverriegelung. Diese ist ersten wesentlich umfangreicher als beim DAF und dazu dann auch in der Mitte des Bettes angebracht, so dass es egal ist, auf welcher Seite man mit dem Kopf liegt. Beim DAF ist das Bedienteil auf der linken Seite montiert, so dass man eigentlich schon gezwungen ist, dort auch mit dem Kopf zu liegen. Dazu bietet das Teil beim DAF auch nur die Funktionen für Standheizung, Licht und Dachluke (welche aber ja dank Standklima wegfällt, aber dazu unter dem entsprechenden Punkt mehr)

Innenbeleuchtung:
Komme ich jetzt mal zur Innenbeleuchtung. Der Iveco hat zwar weniger Leuchten als der DAF, ist aber dank LED trotzdem heller. Dank Dimmschalter könnte man das Licht aber abends zum gemütlichen Film schauen auch runter dimmen. Ebenso sagt mir persönlich die blaue Nachtbeleuchtung beim Iveco auch mehr zu als das standardmäßige rot beim DAF. Dazu hat der Iveco noch eine blaue Ambientebeleuchtung in den Türen und Ablagefächern, welche gerade bei Nacht den Innenraum in ein angenehmes Blau tauchen.

Außenbeleuchtung:
Mache ich direkt mal einen kurzen Sprung nach außen, um bei der Beleuchtung zu bleiben. Die Voll-LED Beleuchtung, die der Iveco hat, bietet bei Fahrten im Dunkeln ein wesentlich besseres und angenehmeres Licht als das Halogenlicht des DAF. Auch sind LED ja langlebig und brauchen somit nicht gewechselt werden, was ja wieder eine Kostenersparnis darstellt. Zwar nur eine Kleine, aber auch Kleinvieh macht Mist 😉
Bei der Beleuchtung schiebe ich auch gerade den Komfortblinker rein, welchen ich zwar bis dato noch nicht vermisst, aber die letzten zweieinhalb Tage doch lieben gelernt habe. Vor Allem, da dieser beim Iveco auch geschwindigkeitsabhängig ist. Bis zu einem bestimmten Tempo blinkt er nur drei Mal, ist man schneller kommen fünf Blinkzeichen (Wechselpunkt dürfte irgendwo bei +- 60 km/h liegen, habe ich aber nicht genau beobachtet).
Ebenso positiv ist der Lichtsensor hervorzuheben, welcher ausgezeichnet reagiert. Da nehme ich jetzt mal z.B. die Einfahrt in einen Tunnel. Man ist noch nicht richtig in einen Tunnel eingefahren, schon schaltet der Sensor direkt das Abblendlicht ein, von PKWs her kenne ich es nur, dass diese doch ein paar Sekunden Verzögerung dabeihaben.
Dass das Tagfahrlicht so eingestellt werden kann, das die Rückleuchten ebenfalls mitleuchten empfinde ich jetzt nicht unbedingt als lebensnotwendig, sondern eher als Nice-to-have, zumindest wenn man etwas überlegt fährt und sich nicht nur auf den Lichtsensor verlässt. Den Regensensor erwähne ich hier nur kurz am Rande in der falschen Kategorie, ich finde es toll, dass der Iveco den hat, testen konnte ich ihn aber mangels Regen leider nicht ☹

Kühlschrank:
Ich bleibe noch etwas im Innenraum und wende mich jetzt mal kurz dem Kühlschrank zu. Dieser erscheint mir etwas kleiner als der Kühlschrank des DAF, lässt es dafür aber zu, dass man 1,25 Liter Flaschen, wie ich sie immer trinke, stehend aufbewahren kann. Durch einen kleinen Deckel im Deckel ist es auch möglich, die Flasche darunter rauszuholen, ohne den Kühlschrank komplett öffnen zu müssen, dies sehe ich ebenfalls als sehr gut an. Das Manko des etwas kleineren Kühlschranks könnte dadurch behoben werden, wenn das zweite Schubfach unter dem Bett ebenfalls als Kühlschrank bestellt wird, dadurch wäre das Kühlvolumen definitiv größer als im DAF. Auch die genauere, digitale Einstellung des Kühlschranks sagt mir mehr zu als das Drehrad beim DAF. Da kommt dann scheinbar bei mir die Liebe zu Technik, Displays und Einstellbarkeiten durch 😉 Ebenfalls positiv dem Kühlschrank anzurechnen ist der integrierte Spannungswandler auf 230V, welcher sehr wahrscheinlich nicht die Leistung des Wandlers im DAF erreicht, aber für meine Zwecke ausreichend sein dürfte (die genaue Leistung habe ich nicht nachgeschaut, sondern gehe nur von der Größe aus).

Infotainmentsystem/Bordcomputer:
So langsam nähere ich mich dem Ausgang aus dem Innenraum, möchte aber noch kurz einen Blick auf das Infotainmentsystem und den Bordcomputer lenken. Das Infotainmentsystem hat zwar leider keine Möglichkeit mehr, CDs abzuspielen, aber die Möglichkeit nutze ich bei mir eigentlich auch nicht mehr wirklich. Stattdessen hat das gute Teil die Möglichkeit, Musik via Bluetooth vom Handy wiederzugeben, wo sich dann die Streamingdienste auch wieder bezahlt machen (Hörbücher während der Fahrt sind was Tolles 😉) und auch direkt zwei USB-Anschlüsse sorgen dafür, dass die Unterhaltung eigentlich nicht endet. Sollte man mal lieber wieder Radio hören wollen, bietet das System auch den Empfang von Digital-Radio (DAB) an, was ich als nicht verkehrt ansehe. Das integrierte Tomtom-Navi ist da eigentlich nur noch ein kleines Leckerli, welches wir dank Spedion zwar nicht unbedingt benötigen würden, aber als Backup auch nicht verkehrt ist. Über das Infotainmentsystem ist es auch möglich, sich eine Fahrerbewertung anzeigen zu lassen, was zusätzlich zu der Bewertung die uns das Spedion bietet, noch mal dazu anreizt, so zu fahren, dass man schöne grüne Zahlen dabei hat. Und zu guter Letzt wird über das Infotainmentsystem auch die Freisprecheinrichtung komfortabler gesteuert wie es im DAF möglich ist. Die Sprachwahl ist dann das i-Tüpfelchen dabei.
Der Bordcomputer selbst ist auf den ersten Blick zwar etwas kompliziert, aber aufgrund der Menge an Daten, die man aus ihm raus bekommt, geht es wahrscheinlich nicht einfacher. Und bei mir war es so, dass es ungefähr von Breitscheid bis Haiger gedauert hat, bis ich gut mit ihm klar kam und wusste, wo ich hin muss im Menü 😊
Zwecks Laden von Handys, Tablet, eBook-Reader, etc. ist der Iveco eigentlich DAS Auto. Ich habe im gesamten Fahrzeug geschlagene 8 USB-Anschlüsse zum Laden finden können, alle schön verteilt, so dass man immer mindestens einen in der Nähe hat. Da braucht man dann wenigstens keine Adapter von 24 Volt auf USB mehr, die Probleme bereiten können.

Standklimaanlage/Dachluke:
So, um mal so langsam aus dem Innenraum rauszukommen, wähle ich den Weg durch die Glasdachluke, die der Iveco trotz Standklimaanlage bietet. Da bei dem Fahrzeug die Klimaanlage ab Werk mit der normalen Klima (die übrigens auch prima gekühlt hat und dank Vollautomatik auch die Luft direkt richtig verteilt hat) kombiniert ist, bleibt im Gegensatz zum DAF die Dachluke frei, so dass man auch dadurch mal einen Luftaustausch stattfinden lassen kann. Und ich stelle es mir eigentlich ganz angenehm vor, wenn man Abends dann im Bett liegt und durch das Glasdach noch die Sterne anschauen kann, bis man schläft 😊 Die Kühlleistung der Klimaanlage war auch sehr gut, wobei ich hier ehrlich bin, dass da wahrscheinlich auch die weiße Lackierung des Iveco sich positiv bemerkbar gemacht hat. Wie es beim typischen Kubo-schwarz dann ist, wird die Zeit hoffentlich zeigen müssen. Oder aber evtl. noch ein weißer LKW zusätzlich zu dem weißen Scania in unserer Flotte 😉

Werkzeugfächer:
So, endlich mal wieder außen, dann lege ich direkt mal mit den Werkzeugfächern los, welche der Iveco zusätzlich zu den normalen Staufächern noch bietet. Diese kleineren Fächer links und rechts unter den Hauptstaufächern habe ich bei der Probefahrt als praktisch empfunden, um darin meine Handschuhe, Helm und Hammer aufzubewahren. Da würde noch mehr rein passen, aber mehr hatte ich jetzt für die 2,5 Tage nicht dabei. Aber z.B. ein Luftfüllschlauch für die Reifen, Ersatzkabel und Luftschläuche für den Auflieger, etc. würden darin gut einen gescheiten Platz finden, ohne in den Hauptfächern diesen wegzunehmen.

Frontklappe:
Ebenfalls als angenehm finde ich, dass sich bei der Frontklappe der untere Teil als Sitzfläche nutzen lässt (wie bei Volvo und Scania). So kann man sich auch mal außen hinsetzen, ohne direkt den Fahrersitz ausbauen zu müssen oder sich eine Mauer zu suchen.
Übrigens, hinter der oberen Klappe befindet sich noch ein echter Ölpeilstab. Der Ölstand ist zwar auch per Sensor abrufbar, aber so um wirklich sicher zu gehen, finde ich es so prima.

Platz zwischen Fahrerhaus und Trailer:
Was mir beim ersten Ansatteln direkt aufgefallen ist, ist dass der Iveco scheinbar von Haus aus schon mehr Freiraum zwischen Rückwand des Fahrerhauses und der Stirnwand des Aufliegers lässt. Was beim DAF nur durch zurücksetzen der Sattelplatte möglich ist, hat der Iveco hier direkt genug Platz. Dies ist nicht nur beim Ansatteln ein Vorteil, sondern auch beim Kurvenfahren, wenn der Untergrund uneben ist (z.B. wenn man bei uns von der Straße auf den Firmenhof fährt), da riskiert man durch den Platz gar nicht erst, dass der Auflieger an der Rückwand anklopft.

LNG:
So, komme ich jetzt mal zu dem größten Unterschied zwischen dem DAF und dem Iveco à die Gasanlage.
Die Betankung ist selbstverständlich nicht so easy going wie bei Diesel, aber auch kein Hexenwerk und eigentlich recht simpel, wenn man weiß, was man zu machen hat.
Was mir erst heute so in den Sinn dazu kam, beim Diesel fliegen ja doch immer gerne mal einige kleine Tropfen beim Tanken oben raus, wenn der Tank fast voll ist. Und wenn man diese dann unglücklicherweise auf die Klamotten bekommt, stinkt hinterher der ganze Innenraum danach, wobei es da auch schon ausreicht, wenn an der Tankstelle mal wieder zu viel Diesel daneben gelaufen ist und man dann dort drin steht und es über die Schuhsohle mit in den LKW trägt. Das kann beim LNG zum Glück nicht passieren.
Und ich bin einer, der Sachen auch gerne versucht aus unternehmerischer Sicht zu betrachten und da fällt mir direkt die Kostenersparnis ein.
Zum einen ist das Gas günstiger als Diesel, wodurch schon etwas gespart wird.
Den genauen Verbrauch konnte ich jetzt leider nicht direkt vergleichen.
Weiter fällt die komplette AdBlue-Anlage weg, wodurch diese Kosten auf 0 sinken und Werkstatt-Aufenthalte durch Fehler in der AdBlue-Anlage der Vergangenheit angehören (laut diverser Quellen ist die AdBlue-Anlage ja das Teil, welches die meisten ungeplanten Werkstatt-Aufenthalte zu verantworten hat?).
Dann kommt noch die Mautersparnis bis Ende 2023, wo ich mal ausgerechnet habe, dass bei einer angenommenen Laufleistung von 400 Kilometer Mautstrecke am Tag bei 300 Einsatztagen im Jahr ja alleine die Mautkosten bei über 20.000 Euro liegen. Meiner Meinung nach wäre dann der Aufpreis als LNG-Fahrzeug bis Ende 2023 alleine durch die Mautersparnis ja schon wieder wett gemacht? Ebenso würden ja auch die Partikelfilter entfallen, welche ja meines Wissens nach auch nicht ganz billig sind, wenn die mal getauscht werden müssen.
Und last but not least könnte man natürlich schon damit werben, dass man umweltfreundlich unterwegs ist, was ja das Bild des „bösen“ LKW vielleicht auch wieder ein bisschen besser rückt.

Spiegel & Reifendruckkontrollsystem:
Bei den beiden Sachen bin ich ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob die eher außen oder innen hin gehören, aber egal. Die Spiegel am Iveco bieten eine gefühlt größere Spiegelfläche, wodurch mehr zu sehen ist, schränken aber meiner Meinung nach die Sicht zur Seite vorne nicht wesentlich mehr ein als beim DAF die Spiegel.
Das Reifendruckkontrollsystem habe ich im DAF selbst nicht, ist aber meines Wissen nach bei den neuen DAF basierend auf den Abrollumfang gemessen durch die Impulse der ABS-Sensoren. Der Iveco hat auf jeden Fall richtige Drucksensoren verbaut, so dass man auf 0,1 bar genau sehen kann, wieviel Druck die Reifen noch haben. Und wartungsfreundlicher ist es auch, da gerade an der Hinterachse die Luftanschlüsse sowohl vom inneren wie auch vom äußeren Zwillingsreifen direkt erreichbar sind, ohne weitere Hilfsmittel.

Fahrleistung:
So, das ist ja jetzt der Punkt, wo sich auch viele drüber aufregen. Ich selbst habe ja heute Bleche von Herborn nach Hof mit dem Iveco gefahren und die komplette Steigungsstrecke konnte ich mich nicht beklagen. Der Iveco ist nur minimal schlechter auf den Westerwald hoch gekommen wie es der DAF tut. Und da ich zumindest gerade mit den Containern nach Antwerpen, wo die Gewichte nicht so extrem sind und hinter Köln eh alles platt ist, nicht an die 40-Tonnen Grenze komme, sehe ich das nicht als Nachteil an. Und sollte ich mal mit einem Coil aus dem Ruhrgebiet zurück kommen, würde es mich nicht stören, ob mich jetzt die Kollegen überholen, weil das passiert mir mit dem DAF genauso.
Dafür sieht die Welt aber bergab wesentlich besser für den Iveco aus. Der Retarder hat meiner Meinung nach wesentlich mehr Bremsmoment als der Retarder vom DAF. Noch dazu lässt sich der Retarder sich im Iveco wesentlich feiner dosieren (6 Retarderstufen im Vergleich zu 3 im DAF), was gerade den Einsatz bei nasser Fahrbahn etwas einfach macht oder bei nicht zu starken Gefälle, wo der DAF dann schon auf Stufe 1 zu viel verzögert.
Und der Rangiermodus beim DAF ist gut, an Volvo kommt da kein Automatikgetriebe mehr ran, besser geht nur noch ein manuelles Getriebe. Aber der Iveco braucht sich auch nicht großartig hinter Volvo verstecken. Mit dem Rangiermodus im Iveco lässt es sich butterweich an eine Rampe fahren.

Spurhaltesystem / Abstandstempomat
Das Spurhaltesystem und insbesondere den Abstandstempomat vermisse ich ja bei meinem DAF unheimlich, gerade in Belgien, wo ja fast auf der gesamten Strecke zwischen Grenze und Antwerpen tagsüber Überholverbot ist, wäre das eine feine Sache, zum einen der Sicherheit wegen, aber auch für bessere Verbrauchswerte. Die Teile haben im Iveco super funktioniert und haben so gut wie keine Fehler gemacht.

Contra:

Tja, wo Licht ist, ist auch Schatten und auch wenn ich den Iveco jetzt in den Himmel gelobt habe, möchte ich auch die negativen Punkte erwähnen, welche aber ehrlich gesagt gar nicht mal so extrem sind.

Hupe:
*mööp mööp* Also, die „Drucklufthörner“ die der Iveco hat, sind ein Witz, da ist es egal, ob man die nimmt oder das Elektrohorn. Da ist der DAF definitiv im Vorteil, aber dort sind auch extrem gute Hadley-Hörner aus den USA verbaut, da kommt nichts ran. Beim Iveco könnte man evtl. auch Hadley-Hörner aufs Dach schrauben und dann sieht die Welt schon besser aus.
Ebenfalls etwas schlecht gelöst ist der Hupenknopf. Während der bei anderen LKW eigentlich am Ende des linken Lenkstockhebels sitz, ist er beim Iveco in der Mitte des Lenkrads unter der Prallplatte (wie beim PKW) und noch dazu auf Klemme 30 (Dauerplus) geschaltet. Das ist doch etwas doof, wenn man mal ein Brett aufs Lenkrad legt, um dort Papiere auszufüllen und plötzlich rum hupt. Da wäre evtl. eine Möglichkeit der Abhilfe, wenn das werkstatttechnisch dann möglich ist, die Hupe auf Klemme 15 (Plus nach Zündung) zu legen, dass die Hupe dann wenigstens bei abgestellter Zündung nichts macht.

Sonnenblende:
Der DAF hat an der Frontscheibe ein Sonnenrollo, was über die ganze Breite reicht und recht weit runter geht. Der Iveco leider nur zwei „altertümliche“ Blenden zum runterklappen. Aber ich habe ja auch eine Sonnenbrille.

Sitzhöhe:
Der Fahrersitz könnte etwas weiter runter gehen. Es geht zwar auch so, aber so 3-5 Zentimeter weniger wären angenehmer.

Stauraum unterm Bett:
Wo der DAF unter dem unteren Bett doch noch einiges an Stauraum bietet, hat der Iveco leider nur die Möglichkeit, dass man dadurch direkt in die Außenstaufächer kommt. Da wäre es toll, wenn man wenigstens eins davon dann auch für Getränke, etc. nutzen kann.
Dies ginge, wenn man den zweiten LNG-Tank (links) eine Nummer kleiner nimmt (400 statt 540 Liter), was dann zwar laut Prospekt 200 Kilometer ausmachen würde, aber bei einer Reichweite dann von immer noch bis zu 1.400 Kilometer würde es in meinem Anwendungsfall nicht weiter schlimm sein. Dadurch hätte man aber dann 500mm mehr Platz, eben den, den das Zusatzstaufach bei mir am DAF auch breit ist. Damit wären dann alle Probleme gelöst und der Iveco wäre ein Platzwunder.

Schutzausrüstung Betankung:
Safety first. Das heißt halt auch bei einem LNG-Fahrzeug, dass man noch eine Schutzausrüstung benötigt. Das ist nicht wirklich viel (Handschuhe und Gesichtsschutz), braucht aber halt auch etwas Platz. Aber da zeige ich noch mal einen Punkt zurück und lächel freundlich 😊

Platz im Innenraum:
Machen wir uns nichts vor, vom Innenraum her ist der DAF das Raumwunder schlechthin in Europa (mal abgesehen vom Longline und Spezialumbauten). Durch das ergonomisch zum Fahrer hin gezogene Armaturenbrett geht natürlich auch etwas Bewegungsfreiheit verloren. Aber mir würde der Platz immer noch reichen.

So, das waren jetzt die Pro und Contra Punkte zum Iveco. Einen Punkt habe ich noch, wo ich nicht genau weiß, in welche Ecke ich ihn schieben muss.
Da wäre noch die Abschaltautomatik vom Motor:
Der Iveco war so eingestellt, dass der Motor sich nach einer gewissen Zeit von selbst abschaltet. Aus Umweltschutzgründen, Lärmbelästigung und auch Kostengründen sicherlich nicht verkehrt, ganz im Gegenteil. Allerdings dann negativ aus Fahrersicht, wenn die (doch sehr gute Standklima) nicht mehr kann und der Motor halt nachhelfen muss. Aber das ist ein Punkt, den man wahrscheinlich doch etwas vernachlässigen kann. Ich persönlich lasse den Motor sowieso ungern auf einem Rasthof abends laufen, da ich die Kollegen damit nicht stören möchte.

Fazit:

Also, ich wurde sofort meinen DAF gegen einen Iveco eintauschen. Hier und da noch ein paar kleine Änderungen zum Vorführwagen und was wäre echt ein Wunschauto.
Was ich mir noch als tolle Extras vorstelle, wären Folgende:

  • Der oben erwähnte zweite Kühlschrank
  • Ein zweites Bett oben, falls mal Frau oder Kind mit nach Antwerpen möchten 😊
  • Ein Lampenbügel mit LED-Scheinwerfern und Drucklufthörner auf dem Dach.
  • Der linke Tank in der 400 Liter-Version und dafür noch ein Staufach davor.
  • Eine Leiter an der Kabinenrückwand
  • Laut Prospekt gibt es die Möglichkeit, einen Klapptisch vor dem Beifahrersitz zu bekommen, das wäre auch nett.

Bei den folgenden Sachen bin ich mir gar nicht so sicher, ob die Serie sind oder nicht, aber die wären halt auch toll:

  • Ambientelight (oben bei Beleuchtung erwähnt)
  • Der Komfortfahrersitz mit Klimatisierung und der drehbare Beifahrersitz
  • Das Infotainmentsystem
  • Die Scheinwerfer in Full-LED (herrlich dieses Licht)
  • Die Werkzeugfächer außen
  • Ich gehe stark davon aus, dass die Standklima Serie ist.

Achso, es gibt wohl auch eine Standheizung mit 6kw, welche auch den Motor vorwärmt. Dies wäre vielleicht ganz gut für diesen, dann muss er im Winter nicht halb erfroren direkt arbeiten.

So, das war dann mein Testbericht zu dem guten Stück.
Jetzt bleibt abzuwarten (und zu hoffen), ob unser Fuhrpark bald auch Ivecos hat.

Zum Schluss noch ein paar Bilder

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